14.02.2024

Dass die Stadt Oschersleben (Bode) Ende vergangenen Jahres beim „Klima Contest Kommunal“ des Landes zu den Preisträgern gehörte, kam nicht von ungefähr und war alles andere als eine Eintagsfliege. Ganz im Gegenteil. Denn seit die Bodestadt im Jahr 2019 ein umfangreiches städtisches Klimaschutzkonzept erarbeitet sowie beschlossen hat und das seither mit vielen Ideen strickt umsetzt, gibt es bereits zahlreiche positive Ergebnisse in Sachen Klimaschutz.
Zu denen beispielsweise gehört, dass auf dem Territorium der Stadt mit Hilfe erneuerbarer Energien beträchtlich mehr Strom produziert als hier verbraucht wird und Oschersleben damit ein bedeutender Überschuss-Standort von ökologisch produzierter Energie und damit wichtig für die Versorgung des Magdeburger Raums ist.
Der Energiemonitor Oschersleben, der im Internet jederzeit von jedermann unter https://energiemonitor.avacon.de/oschersleben einsehbar ist und nahezu in Echtzeit die Produktion von Energie und den Verbrauch aufzeigt, hat registriert, dass im Vorjahr in Oschersleben bereits 160 Prozent mehr Strom hergestellt, als verbraucht wurde. Damit hat sich der Wert aus dem Jahr zuvor noch einmal mächtig gesteigert. „Das ist in Deutschland ein Spitzenresultat für eine Mittelstadt“, wie Oscherslebens Klimaschutzmanager Thomas Neumann feststellt.
Wozu in erster Linie die bereits längere Zeit vorhandenen und nicht zuletzt die neuen Photovoltaikanlagen beigetragen haben, die nach den Windkraftanlagen im Raum Groß Germersleben, den größten Anteil der Energie liefern. In den Monaten Mai bis September hätte die hierzulande in Strom umgewandelte Sonnenenergie sogar ganz Oschersleben versorgen können. Vor allem hat dabei eine größere Photovoltaikanlage der Firma Wattmanufaktur, die vor Jahresfrist in der Triftstraße nahe dem Wiesenpark in Betrieb genommen wurde, für den weiteren Anstieg gesorgt hat.
Eine Anlage, die überdies der Natur nichts wegnimmt, sondern ganz im Gegenteil, die die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt, also die Biodiversität fördert. Bei diesem von einem Biologen begleiteten Projekt, wurde unter anderem auf der gesamten Fläche eine Pflanzenmischung gesät, die ein- bis zweimal im Jahr gemäht und für deren optimalen Wasserregulierung gesorgt wird. Einer Studie des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft zufolge, wirken auf diese Weise betreute Solarparks wie Magnete auf verschiedenste Lebewesen. Da einige von ihnen zwischen den Solarmodulen ein geschütztes Zuhause finden, können nicht zuletzt vorm Aussterben bedrohte Insektenarten geschützt und kann damit der Kreislauf der Natur am Leben erhalten werden. Solche Photovoltaik-Freiflächenanlagen erzeugen somit nicht nur grünen Strom, sondern bieten außerdem einen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Dies ist eines von mehreren Aspekten, die im Freiflächen-Photovoltaik-Konzept berücksichtigt worden sind, das der Stadtrat im Vorjahr erarbeitet und beschlossen hat. Und es ist ein Konzept, das insgesamt regelt, wo und wie solche Anlagen errichtet werden dürfen.
„Mit diesen und mit weiteren Maßnahmen hat sich die Klimabilanz der Stadt Oschersleben (Bode) weiter verbessert“, sagt Bürgermeister Benjamin Kanngießer. Mit Blick auf diese weiteren Maßnahmen erinnert er daran, dass auf dem alten Bahnhofsgelände ein neues Blockheizkraftwerk für die Versorgung der Schwimmhalle, des Bahnhofgebäudes und des Jugendzentrums sorgt, dass etliche Kindertagesstätten, Schulen sowie andere städtische Einrichtungen inzwischen mit modernen Wärmepumpen ausgestattet sind, dass weitere Einrichtungen der Stadt mit Fern- und Nahwärme versorgt werden und dass in diesem Jahr beispielsweise die sanierte Diesterweg-Grundschule zur Eigenversorgung eine Photovoltaikanlage erhält.
Das alles ist der Weg, den Oschersleben immer weiter gehen wird und dabei in diesem Jahr beispielsweise einen Wärmeleitplan erarbeitet. Damit wird vor allem jedem Wohnraumeigentümer oder Mieter in der Stadt eine Empfehlung gegeben, wie er sich in Sachen Heizungsumstellung auf erneuerbare Energien optimal verhalten kann. Die Wärmeleitplanung wird unter anderem aufzeigen, in welchen Stadtgebieten ein grüner Fernwärmeanschluss angeboten werden kann, wie groß das Energieerntepotential des eigenen Hausdaches ist und welche dezentralen CO2-freien Heizsysteme zum Einsatz kommen sollten. Dieser Wärmeleitplan wird schon während des Erarbeitungsprozesses öffentlich vorgestellt und für alle Bürgerinnen und Bürger sowie für alle Firmen und Einrichtungen durchweg einsehbar sein.
„Oschersleben hat sich mit dem Klimaschutzkonzept eine energie- und klimapolitische Handlungsgrundlage geschaffen, die eine zukunftsorientierte und nachhaltige Entwicklung unserer Bodestadt ermöglicht. Deshalb werden wir auch in diesem und in den nächsten Jahren daran arbeiten, die selbstgesteckten Ziele zu erreichen“, so Bürgermeister Benjamin Kanngießer und Klimaschutzmanager Thomas Neumann.

Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer vor der Diesterweg-Grundschule, die mit der energetischen Sanierung auch eine umweltfreundliche Heizung bekommen hat und auf deren Dach in diesem Jahr noch eine Photovoltaikanlage installiert wird.