Wenn alles wie vorgesehen läuft, wird Mitte Mai der erste Lkw auf den Betriebshof rollen. Und zwar beladen mit reichlich kleinen, großen und ganz großen Fahrzeugersatzteilen, die aber nicht in Oschersleben bleiben, sondern hier nur kurz zwischengelagert, umverpackt und dann zum Kunden transportiert werden. Somit wird die Zwickauer WP Logistik GmbH (WBL) künftig von Oschersleben aus ihr weltweites Ersatzteillagergeschäft für den Nutzfahrzeughersteller Daimler erledigen.
Damit gibt es in Oschersleben nicht nur etwa 40 neue Arbeitsplätze, sondern es wird auch ein verwaistes Betriebsgelände auf der Nordseite der Anderslebener Straße wieder zum Leben erweckt, jenes Gelände kurz vor dem Ortsausgang, auf dem sich in den frühen 90er Jahre die Firma Acamp als eines der ersten Unternehmen angesiedelt und hier etliche Jahre Freizeitmöbel hergestellt hat. Und nicht nur hergestellt, denn manch Oscherslebener und manch Oscherslebenerin wird sich auch im Werksladen den einen oder anderen Terrassenstuhl oder die eine oder andere Gartenbank gekauft haben. Bis sich Acamp jedoch zurückgezogen und inzwischen den Firmensitz in Österreich hat.
Zwischenzeitlich im Besitz des Familienunternehmens Dachser, hat schließlich das Unternehmen CTP als Entwickler von Industrie- und Logistikimmobilien das Firmengelände erworben und nun an die WPL vermietet. Sie ist derzeit unter anderem dabei, die drei großen Werkshallen zu sanieren und mit ergonomischen Fußböden, höhenverstellbaren Arbeitstischen und reichlich Technik, also mit all dem auszustatten, was solch ein großer Ersatzteilumschlagplatz erfordert. Aus den früheren grünen Fassaden sind bereits weiße geworden und auch in den Hallen hat sich schon einiges getan. Insgesamt werden zunächst 15000 Quadratmeter für die Logistik- und Dienstleistungsarbeiten genutzt sowie 320 Quadratmeter für Büro- und Sozialräume.
„Wir freuen uns sehr, dass sich die WP Logistik GmbH bei uns ansiedelt. Das ist sehr gut für den Wirtschaftsstandort Oschersleben“, sagte Bürgermeister Benjamin Kanngießer, als sich er und sein Stellvertreter Mathias Steffen an Ort und Stelle mit dem Firmengeschäftsführer Carsten Schmidt und dessen Standortleiter Stefan Schwarz kürzlich zu einem Rundgang trafen, bei dem Kanngießer auch bereits vorhandene Kontakte der WPL zur Oscherslebener Wirtschaft hervorhob. Beispielsweise wird sich die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in einem ersten Schritt daran beteiligen, für das Unternehmen Holztransportkisten herzustellen.
Aber auch Carsten Schmidt war voll des Lobes, unter anderem über den Standort Oschersleben, der attraktiv gelegen und gut angebunden ist. Überdies war Carsten Schmidt sehr über die Qualität und die Quantität der Bewerber für die ausgeschriebenen Arbeitsplätze überrascht. Damit hat er nicht gerechnet. Und dass es am Ende eine ausgewogenen Belegschaft von Jüngeren und Älteren sowie von Frauen und Männern sein wird, die noch dazu aus Oschersleben und der unmittelbaren Umgebung kommen, ist für den Geschäftsführer eine sehr gute Grundlage.
Benjamin Kanngießer und Mathias Steffen haben während des Rundgangs zudem von Carsten Schmidt erfahren, dass zur nachhaltigen Energiegewinnung eine Photovoltaikanlage installiert wird, dass die Lastkraftwagen, die die Ersatzteile transportieren, Elektrofahrzeuge sind und auch eine eigene E-Tankstelle auf dem Firmengelände haben werden. Im östlichen Betriebsgelände bleibt der vorhandene Teich als Biotop erhalten und wird ausgebaut wird. Zudem strebt das Unternehmen einen guten Kontakt zur Oscherslebener Feuerwehr an.
Geplant ist ein moderner und zukunftsorientierter Logistik- und Dienstleistungsstandort, der auch genügend Platz für eine Expansion und den Ausbau der Leistungen bietet.