Hornhäuser Reiterstein

Straße der Einheit 63
OT Hornhausen
39387 Oschersleben (Bode)

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Hornhäuser Reiterstein

1874 wurde beim Tiefpflügen eines Ackergrundstückes auf dem Saalberg (früher Salberg) bei Hornhausen von den Bauern Friedrich und Christoph Dietrich der Reiterstein gefunden, ein weit über die Grenzen unserer Region bekanntes historisches Symbol. Er ist Zeichen germanischer Steinhauerkunst um 700 und einer der berühmtesten, mittelalterlichen Fundstücke, in der Magdeburger Börde. 

Bis 1907 diente der Stein auf dem damaligen Bauernhof der Familie Diedrich in der Wulferstedter Straße als Eingangsplatte zum Kuhstall. Glücklicherweise erfogte dies mit der Abbildung nach unten, so dass er weitestgehend erhalten blieb. Erst 1907/1908 kam bei Umbauarbeiten auf dem Hof die Bildseite des Steins erstmals zum Vorschein. Pfarrer Wischer zeichnete den „Diederich’schen Stein“ daraufhin für die Hornhäuser Chronik. Schließlich musste der Stein noch mehrfach reisen, bis sich seine Bedeutung offenbarte. 1910 kaufte der Hornhäuser Arzt Dr. Deile die Steine und brachte sie nach Gernrode/Suderode. Die Fachwelt erfuhr erst 1912 von diesem Bildstein aus dem Mittelalter und der Direktor des Provinzialmuseums in Halle, Hans Hahne, besichtigte erstmals den Reiterstein in Suderrode. Im selben Jahr kaufte das Museum die Steine. Fast 40 Jahre nach dem Fund dieser Steinplatte begann das Museum Halle im Jahre 1913 in Hornhausen mit systematischen Grabungen. In den Jahren 1921-1925 wurden bei diesen Grabungen 62 Gräber, weitere Bildsteine und eine Pferdeskelett entdeckt. 

In jüngster Vergangenheit wurden durch das Landesmuseum Halle erneut Untersuchungen mit modernsten technischen Mitteln vorgenommen. Die Fundstücke werden der Zeit des 8. Jahrhundert zugeordnet. Anfänglich ging man davon aus, dass der Reiterstein und Teilstücke von anderen Reitersteinen Teil eines Grabmonuments für zwei Bestattete einer wahrscheinlich christlich-fränkischen Adelsfamilie sein könnte. In der Silbe „Sal“ befinden sich die alten Ausdrücke „Sala“, „Salhof“, was etwa Herrengut bedeutet. Das zum Herrengut gehörende Eigentum hieß „salant“. Dieses Herrengut und damit der Salberg lagen im 8. Jh. am Schnittpunkt von drei Gauen - Nordthüringau (Fundstelle), Harzgaus und Schwabengau. Die zentrale Lage war für den Sitz eines Herren bzw. Grafen von vielleicht fränkischer Herkunft sehr wahrscheinlich. Bei neueren Forschungen wurde aber festgestellt, dass Bildersteine wie der Hornhäuser Reiterstein steinerne Altarschranken darstellen, wie sie in der frühchristlichen Kirche verwandt wurden. Man kann also vermuten, dass zu dem Salhof auf dem Salberg eine Kirche gehörte, in der Bildsteine als Altarschranken eingebaut wurden.

Die Originalfundstücke der Bildersteine befinden sich heute im Landesmuseum Halle. Kopien besitzt das Museum des Bördekreises. Eine Kopie des 1874 gefundenen Reitersteines wurde in die Südwand des Turmes der Hornhäuser St. Stephani-Kirche eingelassen und ist jederzeit zu besichtigen. Hinweisschilder an der Bundesstraße 246 zwischen der Kreisstadt Oschersleben (Bode) und der Gemeinde Hornhausen zeigen die Fundstelle und geben weitere Auskunft über den Hornhäuser Reiterstein.

Die Hornhäuser Steine bestehen aus Rätsandstein. Das Baumaterial findet man im Hohen Holz der Börde. Es wurde bei Bau des Magdeburger Domes und später bei der Errichtung des Berliner Reichstag verwendet. Als ältester Fund in der hiesigen Region hat der Hornhäuser Reiterstein Einzug in wichtige regionale Symbolik gefunden. So ziert die Abbildung des Reiters das Wappen des Landkreises Börde und selbst das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt führt den Reiter seit 1000 Jahren als Logo im Schriftzug. In Hornhausen kamen damit für die Region wichtige, frühmittelalterliche Siedlungsfunde ans Licht. Wer sich auf die Spuren unserer Vorfahren machen will, kommt an Hornhausen nicht vorbei. Der Reiterstein ist heute für den Bördeort ein festes Symbol. Der Förderverein der evangelischen Kirche St. Stephani ist emsig dabei, die Geschichte des Ortes nach und nach aufzuarbeiten und widmet sich in jedem Jahr, seit der Gründung 2008, einem bestimmten Thema. Dieses wird dann in einer detailliert gestalteten Ausstellung aufbereitet, die in den Räumlichkeiten des Gemeindezentrums ihren Platz findet.

Der Hornhäuser Reiterstein