Bahnhof Oschersleben

Alte Post
39387 Oschersleben (Bode)

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Der Oscherslebener Bahnhof kann bereits auf rund 175 Jahre Geschichte zurück blicken. In den Jahren 1842/43 wurden die Eisenbahnstrecken Wolfenbüttel-Oschersleben und Magdeburg-Oschersleben-Halberstadt in Betrieb genommen. Nur acht Jahre nach dem Bau der ersten Eisenbahnstrecke in Deutschland (Nürnberg-Fürth) konnte damit der Bahnhof in Betrieb genommen werden. Der Oscherslebener Bahnhof gehört somit zu den ältesten in ganz Deutschland. Nach seiner Fertigstellung war er ein Grenzbahnhof zwischen dem Königreich Preußen und dem Herzogtum Braunschweig. Dies hatte auch auf seine bauliche Gestaltung Einfluss. Das Besondere des Bahnhofs ist die Doppelkernanlage. Oschersleben war zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt geworden. Preußen und Braunschweig gehörten damals verschiedenen Zoll- und Steuervereinen an. Die symmetrische Bauweise des Bahnhofs ermöglichte sowohl der preußischen (Südflügel) wie auch der braunschweigischen Seite (Nordflügel) einen eigenen Flaggenturm, eine eigene Zollstation und eigene Fahrkartenschalter. Wollten Reisende von Preußen ins Braunschweigische oder umgekehrt musste in Oschersleben umgestiegen werden. Man durchquerte dann einfach das Bahnhofsgebäude. Bereits im Jahre 1843 wurde per Anzeige ein Pächter für das Bahnhofsgebäude mit Passagierzimmern, Speisesaal, Tanzsaal, Wirtschaftsräumen und einer Wohnung gesucht. Darin hieß es u.a. „...Nach aller Voraussicht wird dieses Geschäft auf vorgedachtem Bahnhofe, wo ein sehr ansehnlicher Zusammenfluss von Reisenden stattfinden wird, ein sehr Bedeutendes werden.“ Viele Persönlichkeiten der damaligen Zeit wechselten hier die Seiten und nutzten die Annehmlichkeiten, die der Bahnhof zu bieten hatte. Unter ihnen waren z.B. der russische Zar Alexander II. und der spätere deutsche Kaiser Friedrich III. Der Oscherslebener Bahnhof wurde aber auch ein Umschlagplatz für die Wirtschaft. Kohle, Zuckerrüben usw. wurden hier verladen und versandt. Mit dem Bau von angrenzenden Bahnlinien nahm auch die Zahl der Passagiere enorm zu. Aufsehen erregte 1931 der Halt des Schienenzeppelins, der sich auf einer Versuchsfahrt befand. Der von einem 12-Zylinder-Maybach-Motor angetriebene Druckpropeller erzeugte eine Geschwindigkeit wie sie damals von Flugzeugen erreicht wurde. Die Strecken nach Braunschweig und Schöningen wurden nach 1945 unterbrochen. Zu Ostzeiten gab es im Bahnhofsgebäude einen Intershop, den Zoll und ein Mitropa-Restaurant. Auch nach der deutschen Einheit 1990 wurde die Strecke nach Braunschweig nicht wieder in Betrieb genommen. Der einst rege frequentierte, 5,5 ha große Rangierbahnhof verlor schnell an Bedeutung und wurde schließlich 2005 gänzlich aufgegeben. Seitdem steht das Bahnhofsgebäude mit den zwei markanten Türmen leer und verfällt. Unter großen Kostenaufwand wurde in den Jahren 2006/2007 am Bahnhofsvorplatz ein Busbahnhof errichtet. Das imposante und unter Denkmalschutz stehende Empfangsgebäude ist derzeit noch ungenutzt, soll aber nun im großen Stil umgebaut werden. Die Oschersleber Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Bewos, eine Tochter der Stadt, beabsichtigt, das Bahnhofsgebäude und das umliegende Areal in den nächsten Jahren wiederzubeleben. Im Bahnhofsgebäude sollen Geschäftsräume der Bewos, ein Imbiss, eine Arztpraxis und eine Physiotherapie einziehen. Die Eröffnung des neuen Bahnhofscenters ist für 2020 gepant. Auf dem Außengelände hinter dem Bahnhofsgebäude ist die Errichtung eines Schwimmbades und eines Jugendzentrumes mit Sportplätzen geplant. Die Fertigstellung dieses Projektes  ist für 2022 vorgesehen.